(fg) Am 6. Juni 2015 fand die alle zwei Jahre turnusgemäß anstehende Verbandsversammlung des Nassauischen Feuerwehrverbands im Feuerwehrhaus der
Freiwilligen Feuerwehr Frankfurt-Enkheim statt.
Vor Beginn der eigentlichen Versammlung klang Blasmusik des Musikzugs der Feuerwehr Oberursel-Bommersheim durch die Bereichswache 11, bevor ein Fachvortrag zum Stromausfall im Wetterauskreis vom dortigen Kreisbrandinspektor Ottfried Hartmann vorgetragen wurde.
Er schilderte die Situation, die Einsatzschwerpunkte, ergriffene Maßnahmen, die Ursache und ein Fazit zum 24-stündigen Stromausfall in Bad Nauheim vom Juni 2013.
„Wir brauchen keinen Krieg“ fasste Hartmann seinen umfangreichen, kurzweiligen und sehr interessanten Vortrag zusammen, „es reicht, wenn man uns den Strom abstellt!“.
Öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Einrichtungen zur Sicherstellung der Infrastruktur haben Notstromkonzepte. Diese versorgen im Falle eines Netzausfalls die relevanten Teilbereiche oder Anlagen vorübergehend mit Energie. Die „Notstromaggregate“ und das Konzept dahinter sind aber oft nur auf eine Ausfallzeit kleiner vier Stunden ausgelegt, sodass bei Fernbleiben des Stroms über diese Zeitspanne hinaus auch hier Ausfälle auftreten.
Hartmann resümierte bei seinem Vortrag aber auch über Probleme, die vorher niemand erahnen konnte. Das Land stellt zwar in den Landkreisen Notstromaggregate, welche man auch anforderte. Diese benötigen nach einer bestimmten Betriebszeit aber neuen Kraftstoff. Kraftstoff aus Tankstellen, welche ohne Strom ihre Pumpen zum Abzapfen nicht mehr betreiben können. Externe Tankstellen, vom Ausfall nicht betroffen, können zwar noch Kraftstoffe verkaufen, wollen aber mit Bargeld bezahlt werden. Weder schriftliche Kostenübernahmezusicherungen vom Bürgermeister der Stadt Bad Nauheim, Tankkarten oder Schuldscheine verhalfen zu Dieselkraftstoff. „Nur Bares ist Wahres“ scherzte der KBI aus der Wetterau, nur so konnte der wichtige Nachschub ergattert werden.
In seinem Fazit stellte er die Abhängigkeit vom Strom nochmals dar. Ein längerer Stromausfall reiche, um die Menschheit heutzutage an den Rand der „Lebensfähigkeit“ zu treiben. Die Situation der Stromerzeuger sei, trotz der bereits Vorhandenen, seitens des Landes verbesserungswürdig. Haftungsfragen seien ungeklärt geblieben und die vorhandenen ambulanten Pflegebetten stellen ein immenses Risiko dar, da hier oft keine Notstromabsicherung vorhanden sei. Eine Dokumentation hierzu sei erstrebenswert, so Hartmann. Abschließend stellte er noch den Denkanstoß, wie das Ganze im Winter ausgegangen wäre. Ohne Heizung wäre eine solche Situation ein „eisiges Grauen!“
Der Vorsitzende Norbert Fischer eröffnete die Versammlung nach einem gemeinsamen Mittagessen und begrüßte die anwesenden Delegierten, Ehrenmitglieder und Gäste.
Er gab rückblickend auf die Versammlung des Landesfeuerwehrverbandes Hessens die Informationen weiter, stellte aber besonders die veralteten Katastrophenschutzfahrzeuge des Bundes und die kürzlich gegen Hilfskräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei angewandte Gewalt dar. Für sein Statement, besonders hinsichtlich der Gewalt gegen Einsatzkräfte, erntete er von der Versammlung großen Beifall.
Fischer forderte aber auch, die heutzutage schon fast als „Feuerwehrmanager“ zu bezeichnenden Führungskräfte der Feuerwehr zu entlasten. Verwaltungsaufgaben in der Führung seien zu reduzieren, die Technik für die Gesamtheit zu standardisieren und zu vereinfachen. Hier nahm er vor allem den Bund, die Länder und Spitzenverbände in die Pflicht. Die Ausbildung sei ebenso auf den Prüfstand zu stellen, da Menschenführung, technisches Verständnis und handwerkliches Können im Wandel der Zeit nicht mehr als voraussetzbar angesehen werden können.
Auch die Mitgliedergewinnung sprach Fischer in seinem Bericht an. Es sei nach wie vor wichtig, Nachwuchs zu gewinnen. Sei es durch die Kinder- und Jugendarbeit, als auch durch sogenannte „Quereinsteiger“. Hierbei verwies er auf die Imagekampagne des Landesfeuerwehrverbandes in Zusammenarbeit mit der Agentur „The Leadership“, welche gerade die Feuerwehren im Land hinsichtlich der Mitgliedergewinnung schult.
Kritisch zu sehen sei die Äußerung seitens des Landesrechnungshofes, der das neue Jugendfeuerwehrausbildungszentrum in Marburg-Cappel als Geldverschwendung anprangere. Das Großprojekt ist glücklicherweise schon beschlossen, eine solche Äußerung sei dennoch nicht tragbar, fließen diese Investitionen doch direkt in die Jugendarbeit und somit den Nachwuchs der Feuerwehren in Hessen.
In Sachen Jugendarbeit habe sich weiteres getan. Zwischen dem Land und dem LFV wurde eine Absichtserklärung „Schule & Feuerwehr“ unterzeichnet, welche die tiefere Integration der Feuerwehr in den Schulalltag fördern soll.
Seinen Bericht schloss Norbert Fischer mit der Schlussbemerkung, dass sich der Nassauische Feuerwehrverband als Bezirksverband nahtlos in den Landesverband einfügt und weiterhin den Kreisfeuerwehren als Sprachrohr zum Landesfeuerwehrverband und der Politik diene.
Neu besetzte Funktionen innerhalb des Verbandes galt es für die Delegierten zu bestätigen.
So wurde Walter Kleiß als Nachfolger für den scheidenden Bezirksstabführer Wolfgang Klöhde ins Amt bestätigt. Neue Vertreter seitens der Mitgliedsverbände wurden ebenso in den Vorstand gewählt. Für den Main-Taunus-Kreis tritt Gerhard Freund die Nachfolge von Joachim Dreier an. Wetzlar wird künftig durch Michael Stroh und Wiesbaden durch Thomas Stein vertreten.
Darüber hinaus beerbt Wolfgang Köhler, KBI a.D. des Main-Kinzig-Kreises, Armin Rücker als Vertreter der Ehren- und Altersabteilung.
Geehrt wurden Rüdiger Richter mit der Ehrennadel des DFV in Silber, Joachim Dreier mit dem Ehrenkreuz am Bande in Gold des NFV und Landesstabführer Jochen Rietdorf erhielt das Ehrenkreuz am Bande in Silber.
Als Dank für die Ausrichtung der Versammlung überreichte der Vorsitzende dem Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Enkheim Holger Feustel den Ehrenteller des NFV.