Eisenbahntunnel sind uns im Main-Kinzig-Kreis bestens bekannt. Neben dem längsten Tunnel Deutschlands, dem Landrückentunnel zwischen Sinntal und Kalbach, findet sich auch eines der meist befahrenen Bauwerke der Deutschen Bahn in unserem Landkreis: der Schlüchterner Tunnel unter dem „Distelrasen“, zwischen Flieden und Schlüchtern.
Der Schlüchterner Tunnel wurde bereits vor 100 Jahren (1914) in Betrieb genommen. Mit wachsendem Aufkommen des Zugverkehrs war die Kapazität bald erschöpft – stellte der Tunnel aufgrund seiner Sicherheitsauflagen doch ein erhebliches Nadelöhr dar – so wurde bereits 1987 mit Planungen für eine Erweiterung begonnen. Nach zahlreichen Planänderungsverfahren und Anpassungen an moderne Sicherheitsrichtlinien des Eisenbahn Bundesamtes (EBA), wurde die neu gebaute Röhre im Jahr 2011 schließlich eröffnet. Anschließend folgte die Sanierung der alten Röhre und im Jahr 2014 die finale Inbetriebnahme des Endausbauzustands beider Röhren mit jeweils einem Richtungsgleis.
Bereits in einem frühen Stadium begann das Gefahrenabwehrzentrum das Tunnelbauwerk im Rahmen der Gefahrenabwehr zu beplanen. Während dieses Prozesses fanden ständig Gespräche mit der Deutschen Bahn statt, welche in vielen Punkten Vorschläge und Anregungen zur Vereinfachung der Gefahrenabwehr umsetzten. So kann man durchaus davon sprechen, dass der Schlüchterner Tunnel derzeit optimale Bedingungen für alle beteiligten Rettungskräfte bietet um ein etwaiges Schadensereignis abzuarbeiten.
Die Anlage ist mit Straßenfahrzeugen befahrbar, verfügt über eine Löschwasserversorgung, hat je Portalseite einen 1600m² großen Rettungsplatz und die verbaute Oberleitung lässt sich aus der Ferne erden. Des Weiteren ist eine automatische Brandmeldeanlage in allen wichtigen Technikbereichen vorhanden.
Auf über 90 Seiten werden in einem Rahmeneinsatzplan die ersten und wichtigsten Schritte für die Hilfsorganisationen wie z.B. Feuerwehr, Rettungsdienst und THW festgelegt, um in einem Schadensfall möglichst zügig und koordiniert Hilfe leisten zu können. Knapp 500 Einsatzkräfte werden bei einer Alarmierung der Zentralen Leitstelle in den Landkreisen Main-Kinzig, Fulda und durch einen hessenweiten rettungsdienstlichen Alarm in Bewegung gesetzt.
Dieser Einsatzplan ist der erste seiner Art und wurde in der Nacht vom 22. auf 23. August 2014 von ca. 800 – zumeist ehrenamtlichen – Mimen, Feuerwehrleuten, Rettungsdienstkräften, THW-Mitgliedern und Notfallseelsorgern unter den Augen zahlreicher Übungsbeobachter, Gäste und Pressevertretern im Rahmen einer Katastrophenschutzübung erstmalig umgesetzt. Für die Einsatzkräfte galt es in völliger Dunkelheit in einen havarierten ICE 1 vorzudringen und über 130 Verletzte zu retten und zu versorgen. Auch dank der größtenteils externen Übungsbeobachter war diese Katastrophenschutzübung für alle Beteiligten sehr lehrreich und eine gute Grundlage für weitere Überlegungen und Planungen.
Während der Übung fiel vor allem das unglaubliche Engagement unserer ehrenamtlichen Einsatzkräfte auf. Unermüdlich wurde in allen Einsatzabschnitten bis in die frühen Morgenstunden gearbeitet. Aber auch das Gefahrenabwehrzentrum des Main-Kinzig-Kreises und die Feuerwehr Schlüchtern präsentierten sich als guter Gastgeber mit einer perfekten und pünktlichen Organisation.