Ein ganz besonderer Lehrgang ging an dem zweiten Aprilwochenende in Bad Orb zu Ende. Eine Teilnahmevoraussetzung der Truppmann 1-Ausbildung war ein Lebensalter von über 45 Jahre. Auch die Ausbilder haben diese Bedingung alle erfüllt. KBI Markus Busanni hatte die Idee des Lehrgangs: „Uns ist aufgefallen, dass es im MKK ein Potential an Einsatzkräften gibt, die bisher an keiner Grundausbildung teilnehmen konnten und – nennen wir es mal kameradschaftlich – ein höheres Alter besitzen. Diese Fünfundvierziger, und auch ein paar Ältere, wollen wir erreichen und ihnen die Grundausbildung näherbringen.”
So trafen sich Anfang März drei Kreisausbilder und leider nur fünf Teilnehmer, um auf das gemeinsame das Ziel hinzuarbeiten. Die erfahrenen Kameraden, der Ausbildungsleiter Stephan Richter (ehemaliger Gemeindebrandinspektor Birstein), Oliver Lüdde (SBI Bad Soden-Salmünster) und Uwe Gärtner (Feuerwehr Freigericht), konnten die „reiferen Jahrgänge“ (eine Frau und vier Männer) begrüßen. Die Teilnehmer sind teilweise in der Jugendfeuerwehr gewesen und dann nach vielen Jahren Pause, in etwas höherem Alter, wieder zur Feuerwehr gestoßen. Auch völlig frische Quereinsteiger, die erst seit kurzem dabei sind, gehörten der Gruppe an. Keine leichte Aufgabe also für die Ausbilder.
Dann ging es los. Am ersten Wochenende mussten sich alle aus dem Fenster „stürzen“. Die Selbstrettungsübung aus dem zweiten Stock und die Leiter hochsteigen haben alle überlebt! Und es hat Spaß gemacht.
Die nächsten Wochen zeigten, dass die Ü45 Teilnehmer hochmotiviert waren, aber wie alle unisono sich äußerten: „Das Eckige geht nicht mehr so schnell ins Runde rein wie früher“. Für einiges wurde einfach mehr Zeit benötigt. Die FwDV 3 musste rauf und runter geübt werden. Knoten mussten perfekt sein und dies ohne die eigenen Hände dabei zu verknoten. Aber mit vielen Tipps und Tricks klappte auch dies. Die Theorie wurde immer praxisnah vermittelt.
Manch einen Ausbilder brachten die Fünf an den Rand des Nervenzusammenbruchs: „Das müsst Ihr doch können. Wie oft haben wir dies Euch schon erklärt“. Aber geduldig wurde versucht, es dann doch noch zum x-ten Mal allen begreiflich zu machen. Für die Teilnehmer hieß es sich nochmals auf den berühmten Hosenboden zu setzen und zu lernen. Nicht so einfach, wenn man seit vielen Jahren die Schule, Studium oder Ausbildung hinter sich gebracht hat.
Anfang April war es dann soweit: Der Tag der Abnahme. Hier war dann auch wieder Markus zur Stelle: „Die Abnahme macht der KBI selbst – der ist ja auch schon Ü45 (lacht)“. Aufgeregt waren alle (auch die Ausbilder). Theorie und Praxis mussten auf den Punkt sitzen, auch wenn man das Gefühl hat, der Kopf war leergefegt. Aber auch der Tag hatte ein Ende. Ein tolles Gefühl am Ende wieder ein Zeugnis in Händen zu halten.
Das Resümee der Teilnehmer: „Wir stehen mit beiden Beinen im Berufsleben und das schon seit sehr vielen Jahren. Die Familie kommt hinzu. Das ist Fulltime. Da bekommt man nicht mehr so leicht alles unter einen Hut. Wir waren sehr froh einen Lehrgang angeboten zu bekommen, der hierauf möglichst Rücksicht nahm. Klar ist es auch gut mit Gleichaltrigen das Ziel zu erreichen und nicht mit Jugendlichen, die gerade aus der Jugendfeuerwehr kommen, einen Löschangriff aufbauen zu müssen. Die Ausbilder waren rundum klasse und zeigten mehr als Geduld. Unsere Köpfe rauchten, aber wir hatten gemeinsam auch einen höllischen Spaß. Wir können nur alle Gleichaltrige ermuntern: Meldet Euch zum nächsten Lehrgang an. Es ist zu schaffen und gemeinsam macht es Spaß“.
Text und Fotos: Sehring