Der Sommer ist vorbei, hat dem Herbst seinen Platz überlassen und sich zurückgezogen. Zurückgezogen von einer Zeit mit vielen sonnigen Tagen, hohen Temperaturen und wenig Regen. Ein Sommer, der sich von denen der letzten Jahre nicht stärker unterscheiden könnte.
Während sich nahezu alle Schülerinnen und Schüler eines wahren Sommermärchens erfreuen konnten und die Badeseen und Freibäder unsicher machten, bedeutete dieser Sommer für die Feuerwehren im Main-Kinzig-Kreis ein großes Stück Arbeit.
Lange Hitzeperioden lassen im Sommer gewöhnlich die Waldbrandgefahr in die Höhe schießen und sorgen grundsätzlich für eine angespannte Lage. So auch dieses Jahr, wo der die Gefahr sonst immer etwas lindernde Regen fast komplett ausblieb. Die Einsatzkräfte hatten somit den Sommer über vermehrt mit Waldbränden zu tun. Aber der Reihe nach…
Die einsatzreiche, heiße Zeit begann mit einem Zimmerbrand in Hammersbach am Vorabend des 20. Juli. Der alarmierte Zimmerbrand stellte sich vor Ort als Vollbrand eines Obergeschosses dar, welcher zunächst mit drei Trupps unter schwerem Atemschutz im Innenangriff bekämpft wurde. Nach etwa einer Stunde war der Brand unter Kontrolle und zwei weitere Atemschutztrupps begannen mit den Nachlöscharbeiten, welche sich mit den abschließenden Lüftungsmaßnahmen bis spät in die Nacht zogen. Ein Feuerwehrkamerad verletzte sich bei dem Einsatz und wurde vom Rettungsdienst zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht, konnte aber schnell wieder entlassen werden.
Zehn Tage später schrillten die Funkmeldeempfänger der Feuerwehr Erlensee zu einem Dachstuhlbrand. Zu dieser Zeit konnte man noch nicht erahnen, dass sich dieser Einsatz im weiteren Verlauf zu einem „Jahrhundertfeuer“ entwickeln würde, wie es die wenigsten bisher erlebt hatten.
Die Dachfläche des ehemaligen Postgebäudes der vormals in Erlensee stationierten Streitkräfte stand auf etwa 900 Quadratmetern in Flammen, weshalb die örtliche Einsatzleitung frühzeitig weitere Einsatzkräfte, Tanklöschfahrzeuge und Hubrettungsgeräte nachforderte.
Erlensee, von einer schwarzen Rauchwolke eingehüllt, wurde nun von Einsatzfahrzeugen, nicht nur aus dem ganzen Main-Kinzig-Kreis, angefahren.
Die Rauchsäule war sogar aus dem Frankfurter Maintower sichtbar und sorgte schnell für Presse- und Medienberichte der lokalen Berichterstatter. Ein Messfahrzeug der Feuerwehr in Hanau konnte aber zu keiner Zeit eine Gefährdung der Bevölkerung durch den Brandrauch feststellen. Vorsorglich wurden trotzdem Rundfunkmeldungen ausgegeben sowie „KatWarn“ ausgelöst.
Die Brandbekämpfung erforderte aufgrund der Bauweise und der Windverhältnisse extrem viel Löschwasser, welches durch einen Pendelverkehr sichergestellt werden musste. Über den gesamten Einsatzverlauf, welcher durch die Bereitschaftspolizei mit drei Wasserwerfern und die Feuerwehr Frankfurt mit vier Großtanklöschfahrzeugen zusätzlich zu den kreisweit verfügbaren Einsatzfahrzeugen unterstützt wurde, war eine Transportkapazität von 133.500 Litern im Pendelverkehr unterwegs. Vier Schlauchwagen sorgten für ausreichend Schlauchmaterial, um eine Förderstrecke über das gesamte betroffene Areal aufzubauen. Letztlich wurde das Gebäude mit Schaum abgelöscht, welcher aus ca. 6.000 Litern Schaummittel erzeugt wurde.
Im Einsatz standen 150 Einsatzfahrzeuge im Wert von circa 25 Millionen Euro. Aber all diese wären ohne die etwa 300 Einsatzkräfte, die sie einsetzten, wertlos gewesen. Bei dieser Großschadenslage zeigte sich die hervorragende Zusammenarbeit von allen Hilfsorganisationen und über die Kreisgrenzen hinaus. Feuerwehr, Polizei, THW und Rettungsdienst arbeiteten Hand in Hand und verhinderten Schlimmeres.
Während viele der eingesetzten Feuerwehren noch mit den Nacharbeiten eines solchen Einsatzes beschäftigt waren und beispielsweise Schläuche oder Atemschutzgeräte prüften, schaffte die Hitzeperiode in
den Wäldern ein so erhebliches Waldbrandpotenzial, dass innerhalb von drei Tagen, Anfang August, gleich vier Waldbrände ausbrachen. Betroffen waren hier die Wälder in und um Hanau, Rodenbach, Langenselbold
und Hasselroth.
Auch hier zeigte sich wieder die gute Zusammenarbeit der Feuerwehren über Stadt- und Gemeindegrenzen hinaus. Unterstützt wurden die Floriansjünger aber erneut auch vom Rettungsdienst und der Polizei. Hier besonders hervorzuheben ist die polizeiliche Unterstützung aus der Luft. Polizeihubschrauber IBIS konnten mittels Außenbehältern Löschwasser aufnehmen und aus der Luft zur Brandbekämpfung zum Einsatz bringen.
Inmitten der im südlichen Kreis auftretenden Waldbrände kam es im Flörsbachtal zu einem Brand in einem Spänebunker, bei dem auch eine angeschlossene Produktionshalle betroffen war. Durch die komprimierte Einlagerung der Späne mussten diese aus dem Bunker entnommen, mittels LKWs verfahren und dann abgelöscht werden. Zudem musste in der Produktionshalle eine Hobelbank abgelöscht werden. Während des gesamten Einsatzes wurden mehrere Trupps unter Atemschutz, 4 C-Rohre und ein B-Rohr eingesetzt.
Den Abschluss dieser Tage machte der Einsatz eines brennenden Gewerbebetriebes im Freigericht. In einem Müllentsorgungsfachbetrieb brannten etwa 100 Quadratmeter Abfall innerhalb einer offenen Halle sowie ein außerhalb befindliches Holzlager. Mittels mehrerer Atemschutztrupps und Rohre sowie einem Wasserwerfer, konnte das Feuer abgelöscht und eine weitere Ausbreitung verhindert werden.
Über alle Einsätze hinweg zeigte sich der gute Ausbildungsstand der Feuerwehren, deren gute Ausstattung und die hervorragende Zusammenarbeit über Kommunen- oder Organisationsgrenzen hinaus.
Fotos: Sylvia Sehring, Mike Bender, Vorsprung Online